Meilemer Anzeiger, 13. Juni 2003 Link Archiv Meilemer Anzeiger

Zu viele Handicaps für den Golfplatz?

Erste öffentliche Diskussion zum Grossprojekt

Es war ein Abend für die Badi oder zum Grillieren - dennoch liessen sich über 300 Personen die Gelegenheit nicht nehmen, erstmals öffentlich über das neue, reduzierte Golfplatzprojekt zu debattieren.

Die Zürisee Golf AG war sich wohl bewusst, dass die erste Veranstaltung mit Publikum und Konsultativabstimmung keine einfache Sache werden würde. Auf Ihrer Homepage (www.zueriseegolf.ch) rief sie Interessierte auf, die Gelegenheit wahrzunehmen und das Projekt an der Informationsveranstaltung vom 4. Juni im Kirchenzentrum Feld zu unterstützen.

Der Einladung des Quartiervereins folgten aber vor allem dessen Mitglieder und die (Feld-) Meilener Bevölkerung. Und bei diesen schienen die Meinungen weitgehend gemacht. Bei einer Konsultativabstimmung sprachen sich jedenfalls 259 Anwesende gegen den Golfplatz aus, nur 60 Besucherinnen und Besucher stimmten dafür.

Richtplanänderung nötig

Eigentlich geht es jetzt noch gar nicht unmittelbar um die Frage, ob die Einwohnerinnen und Einwohner einen Golfplatz befürworten, Zuerst müssen komplizierte planerisch-technische Vorarbeiten geleistet und Rahmenbedingungen geschaffen werden. Heinrich Grob erläuterte als Vertreter der Golfplatz-Initianten den Besuchern das Vorgehen. In einer ersten Phase geht es um eine Änderung des Regionalen Richtplans, über welche die Delegierten der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) demnächst diskutieren. Erst wenn dieser Richtplan festgesetzt ist, der nach Anhörung der Gemeinden auch durch kantonale Instanzen genehmigt werden muss, könnte die stimmberechtigte Bevölkerung in den Gemeinden Herrliberg und Meilen über einen kommunalen Gestaltungsplan an einer Gemeindeversammlung entscheiden.

Planungsarbeit wird anerkannt

Michiel Hartmann, Präsident des Naturschutzvereins Meilen, und Ueli Dolder, Projektleiter Naturnetz Pfannenstiel und Bauer auf der Burg, attestierten Golfplatzplaner Jean Dardelet zwar eine sorgfältige Arbeit, konnten dem Projekt aber dennoch nichts Positives abgewinnen. Der Eingriff in die Natur sei massiv, sagte Michiel Hartmann und untermauerte seine Ausführungen mit Bildern des im Bau befindlichen Golfplatzes Rossberg. Es sei doch bedenklich, dass zuerst etwas Wertvolles zerstört werden müsse, bevor etwas Neues entstehen könne, führte Ueli Dolder aus. Er verhehlte nicht, dass sich die Landwirtschaft in Zukunft neu positionieren müsse. Trotzdem sei landwirtschaftlicher Boden rar und man tue gut daran, sorgfältig damit umzugehen.

Auch Heinz Wegmann hiebt mit seines Präsentation in diese Kerbe: Heute gibt es im Eichholz wertvollste Äcker, Getreideanbau, prächtig blühende Wiesen und gut erhaltene Wälder sowie Landwirte, die ihre Tiere auf den Weiden halten. Die Gegner mahnten die Anwohner, diesem seltenen Gut Sorge zu tragen.

Brüchige Argumentation

Franz Scherrer, Geschäftsführer der Zürisee Golf AG, versicherte vergeblich, dass bei der weiteren Bearbeitung des Golfplatzprojektes den Argumenten, den Ängsten der Bevölkerung und den Befürchtungen verschiedener Gruppen soweit wie möglich Rechnung getragen werden. Er sei froh über den heutigen Dialog und freue sich auf weitere, auch persönliche Gespräche. Dennoch konnte er beispielsweise nicht entkräften, dass die Pfadfinder künftig Einschränkungen hinzunehmen hätten und wohl nur noch geduldet wären. Franz Scherrer unterstrich, man sei im Gespräch, doch konterte Bettina Diggelmann als Vertreterin der Pfadfinderabteilung mit dem Hinweis, dass das zwar zutreffe, dass aber noch nicht von einer gütlichen Regelung ausgegangen werden könne.

Auch die Argumentation der Befürworter, die Eigentümer und Pächter seien mit dem neuen Projekt einverstanden erlitt Schiffbruch. Als beispielsweise Ralph Rusterholz als Pächter bzw. Eigentümer erklärte, er möchte den Grund und Boden weiterhin so bewirtschaften wie heute und seinen Stier Simon auf die Weide lassen, stieg die Ablehnung merklich. Allerdings hatten die Teilnehmer der Versammlung auch kaum ein offenes Ohr - selbst für durchaus verständliche Argumente pro Golfplatzidee.

Wo waren die Befürworter?

Der Quartierverein Feldmeilen hatte im Saal für 250 Personen Stühle bereitgestellt. Diese Zahl genügte nicht - der Einladung zum Anlass folgten (zu) viele Meilerinnen und Meilener. Aber wo waren die Befürworter, stimmten doch 60 Personen in der Konsultativbefragung für das Projekt? Fehlten ihnen die Argumente oder hielten sie sich auf Grund der deutlich spürbaren Ablehnung einfach bescheiden zurück? Soll das Projekt eine realistische Chance haben. müssen die Befürworter mehr Profil zeigen. Zwei Feldmeilener Gegner brachten es auf den Punkt: Ein Blick in die Geschichte zeige, dass der Grüngürtel zwischen Meilen und Feldmeilen und das "Alusuissefreie" Gelände im Eichholz dem Willen der Meilener Bevölkerung zur Erhaltung von Natur- und Grünflächen zu verdanken ist. Es fragt sich, ob ein Golfplatzprojekt da eine Chande hat. (ps)

  • Wussten Sie, dass 10 bis 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung Fussball spielt und bloss 1 Prozent Golf? Auf dem 83 Hektaren grossen Golfplatzgelände hätten 130 Fussballfelder Platz.
  • Wussten Sie, dass der Kanton Zürich und die Gemeinde Meilen zahlreiche Auflagen für den Betrieb gemacht haben? Ökologische Aspekte sind dabei ebenso wichtig wie Aspekte der Sicherheit und des Erhalts gewachsener gesellschaftlicher Strukturen.
  • Wussten Sie, dass an Spitzentagen pro Stunde 24 Golfspieler auf die Anlage geschickt werden können? Wie viele Quadratmeter Golfplatz steht jeder Person damit zur Verfügung?
  • Wussten Sie, dass der Golfplatz in Meilen 10 Prozent des Landwirtschaftslandes in Anspruch nehmen würde?
  • Wussten Sie, dass der geplante Golfplatz doppelt so gross ist wie jener in Zumikon? Eine Chance für die Natur?
  • Wussten Sie, dass Sie im Golfrestaurant frisch gepressten Most aus den Obstanlagen auf dem Golfplatzareal trinken könnten?