NZZ, 22. Januar 2004

Golfplatz Pfannenstiel in der Verzichtplanung

"Überdenken des Projektes"

pem. Der ablehnenden Haltung der Bewilligungsinstanzen beim Kanton sowie der negativen Grundstimmung in den Standortgemeinden Meilen und Herrliberg zum Trotz wollen die Initianten für einen 18-Loch-Golfplatz im Gebiet Pfannenstiel nicht von ihrem Vorhaben ablassen. In einer Stellungnahme der Zürichsee Golf AG heisst es, man sei bereit, das Projekt in Bezug auf Grösse und Standort zu überdenken. In Erwägung gezogen werde insbesondere eine Verkleinerung des rund 80 Hektaren grossen Planungsperimeters. Geprüft werde auch eine Reduktion auf eine 9-Loch-Anlage, die sowohl die spielerischen Ansprüche von Golfern befriedige als auch dazu geeignet sei, der ortsansässigen Bevölkerung mehr Freiraum zu lassen.

In der gleichen Stellungnahme übt das Initiantenteam unverhohlen Kritik an den kürzlich publik gewordenen Fachgutachten diverser kantonaler Instanzen, die das Golfplatzprojekt überwiegend negativ bewertet und - auf den Punkt gebracht - als Fehlplanung bezeichnet haben. In einer Stellungnahme des Amtes für Raumordnung und Vermessung ist davon die Rede, dass eine Bewilligung für den Bau einer Golfanlage am vorgesehenen Standort, der intensiv genutztes Naherholungsgebiet darstelle, nicht in Aussicht gestellt werden könne (NZZ 20.12.03). In einem Bericht der ausserhalb der Verwaltung stehenden Natur- und Heimatschutzkommission wird das Golfplatzprojekt als zwar bewilligungsfähig bezeichnet, allerdings nur unter strengsten Auflagen. Diese würden die auf 20 Millionen Franken geschätzten Investitionskosten in die Höhe treiben, was wiederum Auswirkungen auf die künftigen Spielgebühren hätte.

Die bisher aufgelaufenen Planungskosten beziffert Franz Scherrer, Kopf der aus vier Leuten bestehenden Initiantengruppe, auf rund 500 000 Franken; gut die Hälfte dieser Summe konnte die Zürichsee Golf AG durch den Verkauf von sogenannten Optionen (Spielrechte) beschaffen. Diese verfallen entschädigungslos, wenn das Golfplatzprojekt scheitert. Davon muss nach gegenwärtigem Stand der Dinge realistischerweise ausgegangen werden.

Vor den Golfplatz-Promotoren türmen sich Hindernisse, die nicht allein die Bewilligungsinstanzen vor ihnen aufgebaut haben. Noch viel höher sind die direktdemokratischen Hürden: Zum einen müssen die Initianten auf dem Initiativweg eine Änderung der Richtplanung der Region Pfannenstiel in die Wege leiten; auf kommunaler Ebene sind sie zudem auf den Goodwill der Stimmberechtigten in den Standortgemeinden Meilen und Herrliberg angewiesen. In Meilen, dem Bezirkshauptort am rechten Zürichseeufer, hat sich eine in Quartieren, Vereinskreisen und politischen Parteien breit abgestützte Opposition gebildet, die mit sachlichen und weniger sachlichen Argumenten gegen das Vorhaben Stimmung macht. In einer gestern verbreiteten Verlautbarung haben die Golfplatzgegner den Entscheid der Zürichsee Golf AG, ihr Vorhaben nicht fallenzulassen, als «Zwängerei» bezeichnet.