Zürichsee Zeitung, 13. Mai 2003, Titelseite

Golfplatz kostet rund 20 Millionen

Meilen: Zürisee Golf AG präsentiert Vorprojekt - Investoren und mindestens 700 Mitglieder werden benötigt.

Nachdem das überdimensionierte Projekt eines Golfplatzes von der Hohenegg bis Herrliberg gescheitert ist, kommt die Neuauflage bescheidener daher. Die für eine 18-Loch-Anlage benötigten 83 Hektaren Land sind durch Pachtrechtsverträge gesichert. Nun beginnt neben dem Planungsverfahren die Geldbeschaffung.

Auf rund 20 Millionen Franken schätzt die vierköpfige Projektleitergruppe das Finanzvolumen für den Golfplatz am Pfannenstiel. Die Hälfte der Summe soll durch einige Grossinvestoren zusammenkommen. Die zweite Hälfte würden die Mitglieder des zu gründenden Golfklubs beisteuern. Eine Vollmitgliedschaft komme auf unter 20 000 Franken zu stehen, versprechen die Initiatoren.

Karl Wüthrich Präsident

Vergangene Woche hielt der Zürisee-Golf-Förderverein in Meilen seine erste Versammlung ab. Rund ein Viertel dieser aus 900 Sympathisanten für einen Golfplatz am Pfannenstiel bestehenden Vereinigung wählte Karl Wüthrich zum Präsidenten. Als Meilemer Alt-Gemeinderat und Wirtschaftsexperte ist er mit der komplexen Bewilligungs- und Gesetzesmaterie vertraut.

Die Projektgruppe hofft auf eine erfolgreiche Abwicklung des aufwändigen Planungs- und Baubewilligungsverfahrens innert zwei Jahren. Bereits wurde den Gemeinderäten von Herrliberg und Meilen der Antrag auf Änderung des Regionalen Richtplans gestellt. Beide Behörden haben den Antrag zur Prüfung an die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel weitergeleitet.

Im Zuge des Bewilligungsverfahrens wird auch die Gemeindeversammlung mitentscheiden. Bereits ablehnend nahmen im Herbst die Naturschutzvereine von Meilen und Herrliberg Stellung. Auch die neuesten Pläne bestätigten die Vorbehalte. Für Michiel Hartman, Präsident des Naturschutzvereins Meilen sprechen Perimeter, Energieverbrauch und Erdbewegungen gegen den Golfplatz. (di)




Zürichsee Zeitung, 13. Mai 2003, Seite 3

Ins Grüne statt ins Blaue planen

Meilen: Zürisee Golf AG geht optimistisch mit einem Vorprojekt ins komplexe Bewilligungsverfahren

Der Golfsport ist populär. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Plätze in der Schweiz von 40 auf 80 verdoppelt. Rund 50 000 Menschen frönen dem Hobby. Dieser Entwicklung glaubt die Zürisee Golf AG gerecht zu werden. Sie plant in Meilen und Herrliberg auf 83 Hektar Land einen Platz mit 18 Löchern.

Christian Dietz-Saluz

Ein halbes Jahr nach der Gründung schlägt die Zürisee Golf AG ein zügiges Tempo an. Der Förderverein mit 900 Sympathisanten wählte am 7. Mai einen prominenten Präsidenten: den Meilemer Alt-Gemeinderat und Swissair-Sachwalter Karl Wüthrich. Und gestern präsentierte die Projektgruppe einen schon ziemlich ausgereift wirkenden Plan. Vom Schützenhaus beginnt sternförmig eine anspruchsvolle Anlage mit 18 Bahnen (Par 72 auf 6,2 Kilometer Länge).

Kaskade an Verfahren

Kulturingenieur Heiri Grob skizzierte das komplexe Bewilligungsverfahren. Es beginnt mit dem regionalen Richtplan (die Änderungswünsche wurden vor wenigen Wochen beantragt), geht über den Zonenplan und endet im Gestaltungsplan. Darauf basiert schliesslich das Baugesuch. Heiri Grob, einziger Vertreter der Initianten des "grossen Golfplatzes" von 1999 (27 Loch, 130 Hektar), betonte das demokratische Vorgehen der Projektgruppe im kaskadenartigen Verfahren. Immer würden betroffene Benützerkreise und auch die Bevölkerung weit gehend einbezogen.

Alte Karten und Fotos

Golfplatzarchitekt Jean Dardelet präsentierte Pläne wie "Zwiebelringe": Sie reichen schichtweise von der Bestandesaufnahme der Bäume, Wiesen, Vegetation, Bodenbeschaffenheiten, Topografie bis zum Verzeichnis der Drainagekanäle. "Wir wollten Informationen über das Gelände sammeln und auswerten", erzählte er über das Studium alter Karten und Fotos. Detail: Nur noch 20 Prozent von 1920 beträgt der heutige Baumbestand. Auch die technischen Gegebenheiten (Strassen, Wege, Telefon, Kanal, Strom) wurden inventarisiert. Die Zürisee Golf AG möchte alte Wasserläufe wieder öffnen, alte Wege renaturieren und vor allem auf die topografischen Besonderheiten Rücksicht nehmen. Der daraus resultierende "Idealplan Landschaft" wird daraufhin mit dem "Grundentwurf Golfplatz" übereinander gelegt. Resultat ist ein Projekt, in dem die Golfbahnen weitgehend dem natürlichen Verlauf folgen und dennoch "abwechslungsreich und interessant für die Spieler sind", erklärt der Architekt aus Egg.

Sensibles Gebiet

Hier soll nichts ins Blaue, sondern bedächtig ins Grüne geplant werden, war man gestern ob der Präsentation im Meilemer Schützenhaus geneigt zu denken. Tatsächlich widmen die Initiatoren der Sensibilität der Materie viel Aufmerksamkeit. "Wir sind uns bewusst, wie heikel dieses Gebiet hier ist", sagte Projektleiter Franz Scherrer (Kilchberg). Deshalb soll der Golfsport oberhalb von Meilen und Herrliberg (siehe Kasten) nicht in den Geruch von "elitärem Freizeitvergnügen von wenigen Nutzniessern" geraten.

18 Löcher auf 83 Hektaren Land

Meilen/Herrliberg: Der für den geplanten Golfplatz eingezeichnete Perimeter reicht von der Warzhalden und der Plattenstrasse im Osten bis Bünishoferstrasse und Schützenhaus Herrliberg im Westen. Die nördliche Grenze bildet der Wald oberhalb Schmideneich. Im Süden wird die 18-Loch-Anlage auf 83 Hektaren Fläche von Luftstrasse und Eichholzweg eingefasst. (di)

Jugend spielen lassen

Vielmehr will man hier den Breitensport fördern. Dazu gehören durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Tarife. Für "normale Mitglieder" rechnet die Zürisee Golf AG mit "unter 20 000 Franken". Twens und Teens sollen sogar ohne Benützungsgebühr und mit drastisch reduziertem Jahresbeitrag für den Golfsport gewonnen werden. Wirtschaftsanwalt und Finanzchef der Zürisee Golf AG, Alex Vögele, rechnet mit 20 Millionen Franken bis zur Eröffnung. Die Hälfte davon sollen mehrere Grossinvestoren aufbringen, die anderen 50 Prozent die vorerst angestrebte Mitgliederzahl 700. Tatsächlich erhoffen sich die Initianten 1000 Mitglieder. Mit den bisherigen Planungsarbeiten wurde eine Summe "im anständigen sechsstelligen Bereich ausgegeben", wie Vögele es ausdrückte. Insgesamt sind für die Vorplanung 1,1 Millionen Franken budgetiert. Deshalb werden derzeit Optionen zu 2000 Franken angeboten, die für eine spätere Mitgliedschaft im Golfclub angerechnet werden könnten.

Werbung mit Driving Range

Das komplexe Bewilligungsverfahren steckt jetzt noch im Anfangsstadium. Heiri Grob hofft auf eine Baubewilligung im günstigsten Fall bis Ende 2004 / Anfang 2005. Doch das sind die einzigen Zeitangaben der Projektgruppe. Umso mehr investiert die Zürisee Golf AG in die positive Stimmung. Vor dem Schützenhaus Meilen soll eine Driving Range zur Promotion erstellt werden. An dieser provisorischen "Ballabschlag-Station" sollen sich alle von der Attraktivität des Golfsports anstecken lassen. Wird der Golfplatz Pfannenstiel verwirklicht, hat dieses Provisorium seinen Zweck erfüllt und wird wieder entfernt - wie auch bei einem Scheitern des 20-Millionen-Projekts.

Naturschutz gegen Golfplatz
Meilen: Prinzipielle Vorbehalte gegen Eingriff in Landschaft

Die Naturschutzvereine Meilen und Herrliberg lehnen wie schon das alte auch dieses überarbeitete Golfplatzprojekt ab. In der folgenden (gekürzten) Stellungnahme geben sie dafür mehrere prinzipielle Gründe an.

Das Golfplatzprojekt liegt in einem Gebiet, das von einer breiten Bevölkerungsschicht geschätzt wird wegen seiner landschaftlichen Schönheit, seiner vielseitigen Landwirtschaft, den wertvollen Naturschutzflächen, den Spazier-, Wander- und Reitwegen und wegen seiner einzigartigen Lage am Zürichsee, nicht weit von der Stadt und mit Blick in die Alpen. All diese Aspekte machen die Landschaft am Pfannenstiel zu einem weitherum bekannten und geschätzten Naherholungsgebiet, das jederzeit allen offen stehen und nicht wie geplant auf riesigen Flächen durch einen Golfplatz besetzt werden soll.

Landwirtschaft

Ein Golfplatzprojekt mag einzelnen Landwirten kurzfristig eine interessante, finanzielle Entschädigung bringen. Ein Golfplatzprojekt unterstützt letztlich aber nur das Bauernsterben, zerbröckelt die regionale Nahrungsmittelproduktion und degradiert Landwirte zu Greenkeepern. Unsere Bauern wollen aber Landwirte bleiben und ihren Boden selber pflegen. Das Golfplatzprojekt beansprucht zudem eine Fläche von etwa vier durchschnittlichen Landwirtschaftsbetrieben. Der Naturschutzverein ist aus all diesen Gründen gegen das Golfplatzprojekt, unterstützt hingegen die Bauern bei der nachhaltigen Produktion von gesunden Lebensmitteln in der Region.

Ökologische Vernetzung

Die Golfplatzinitianten werben für ihre ökologisch vorbildliche Planung. Tatsächlich aber besteht für das Gebiet am Pfannenstiel eine viel attraktivere Alternative zu jedem Golfplatzprojekt: das Naturnetz Pfannenstiel. Dieses regionale Vernetzungsprojekt setzt sich für die landschaftliche Vernetzung am Pfannenstiel ein und ist aus Sicht des Naturschutzes das zurzeit fortschrittlichste und erfolgreichste Projekt, das sich unter Einbezug der lokalen Landwirtschaft für die Belange der Ökologie und des Naturschutzes in unserer Region einsetzt. Bauern werden zudem für ihre ökologischen Leistungen entschädigt. Geplante Habitat-Inselchen auf einem Golfplatz nützen dem Naturschutz wenig und stehen zudem im Konflikt mit einer seriösen Lebensraumvernetzung. Die Störungen durch den Golfbetrieb machen ausserdem vielen Tieren das Leben schwer.

Störung und Beeinträchtigung

Ein Golfbetrieb stört nicht nur Tiere und Pflanzen im entsprechendem Gebiet, er bringt zudem verschiedene Beeinträchtigungen für die Anwohner und die lokale Bevölkerung mit sich. Zu diesen zählen die Naturschutzvereine mögliche Konsequenzen, die ein Golfbetrieb mitbringt: aufkommender Mehrverkehr, bauliche Massnahmen (Parkplätze, Klubhaus, Gerätehaus, Flutlichtanlage, Zäune usw.), Einschränkungen für Spaziergänger, Reiter, Familien, spielende Kinder, Hündeler, Jäger Velofahrer, Verliebte, Pensionierte und Erholung Suchende.

Gesellschaftlicher Nutzen.

Der Golfsport bietet auf riesigen Flächen eine Freizeitvergnügung für wenige Sportler. Angesichts des grossen Flächenbedarfs wäre es sinnvoller, wenn Golfanlagen dort entstünden, wo eine ausgeräumte Landschaft durch die Anlage eines ökologisch geplanten Golfplatzes aufgewertet werden könnte und dem Projekt dadurch neben dem sportlichen Aspekt zusätzlich auch ein ökologischer, landschaftlicher und gesellschaftlicher Nutzen entspringen könnte. Diese Voraussetzung ist am Pfannenstiel eindeutig nicht gegeben. Dieses Terrain will der Naturschutzverein nicht zugunsten eines Golfplatzes opfern. (nm)