Kampf um Golfplatz wird härter

Meilen: Jetzt wird sogar Christoph Blocher als "Landschaftsbeschützer" in die Diskussion heingezogen

Während das amtliche Richtplanverfahren für den Golfplatz am Pfannenstiel derzeit noch in Arbeit ist ("ZSZ" vom 2. September), wird auf der argumentativen Ebene schärfer geschossen. Fast gleichzeitig lancierte die Zürisee Golf AG eine Informationsbroschüre, während sich in Feldmeilen unter dem Namen Fokus der Widerstand organisiert. Auch Christoph Blocher wird von der Opposition um Hilfe angerufen.

Christian Dietz-Saluz

Wenn die politischen Entscheidungen verzögert werden, müssen die Pro- und Kontraseiten umso mehr bereit sein. Die Messer wurden schon am Meilemer Herbstmarkt am 5. September gewetzt. Dort suchte die Zürisee Golf AG mit einem Stand um Verständnis und Wohlwollen für die 18-Loch-Anlage im Gebiet Büelen/Eichholz/Tannacher. Ein paar Meter weiter warb die SVP Meilen mit einer Petition gegen das 83,5 Hektaren Land beanspruchende Projekt. Über 400 Unterschriften sammelte die Partei an diesem Tag.

Hickhack der Naturschützer

Die achtseitige Informationsbroschüre der Zürisee Golf AG ging dieser Tage an alle Meilemer Haushaltungen. Darin wird nicht nur die Faszination Golfsport ausgebreitet sowie ein mögliches Nebeneinander von Freizeitsport und Natur ("neue Lebensräume") beschworen. Auch ein Vertreter des WWF Schweiz nimmt Partei für den Golfplatz. Das passt dem Zürcher Vogelschutz (ZVS) - Verband der Naturschutzvereine in den Gemeinden - gar nicht. Der ZVS findet es "pikant, dass das Loblied auf die ökologischen Hoffnungen von einem Mann stammt, der ausserhalb der Kantonsgrenzen wirkt und sich offenkundig unbedarft (zum Beispiel ohne Rücksprache mit seinem Kollegen vom WWF Zürich) in die Geschichte hereinziehen liess". Gemäss Schreiben des ZVS unterstütze Kurt Müller vom WWF Zürich die Linie der Golfplatzgegner.

Fokus auf die Landeigentümer

Nun hat sich eine Gruppe "Betroffene Einwohner/-innen im Pfannenstielgebiet" unter dem Namen "Fokus Meilen" gebildet. Hinter der Vereinigung stehen Michiel Hartmann (Präsident des Naturschutzvereins Meilen), Kathrin Wegmann (Quartierverein Feldmeilen) und Walter Haab (Feldmeilen). Hauptziel ist, die Teilrevision des Richtplans Pfannenstiel mit einem Eintrag für einen Golfplatz zu verhindern. Fokus Meilen richtet sich vordergründig an die Landeigentümer im Gebiet des projektierten Golfplatzes (die im Flyer namentlich aufgezählt werden). Der Aufruf fordert die Einwohner auf, das natürlich erhaltene Landwirtschafts- und Erholungsgebiet am Zürichsee unverändert zu bewahren für die Zukunft der Menschen in Herrliberg und Meilen. "Den Bürgern/-innen und Einwohnern/-innen von Herrliberg und Meilen sollte grundsätzlich für viele Jahrzehnte die Entscheidungsfreiheit über diesen einzigartigen Freiraum am Fusse des Pfannenstiels erhalten bleiben", heisst es im Aufruf. Ein Golfplatz würde hingegen "über mehrere Generationen eine Nutzung zu Gunsten der Bevölkerung vertraglich verunmöglichen und die natürliche Landschaft massiv und nachhaltig verändern", warnt Fokus Meilen.

Erinnerung an die Alusuisse

1970 entbrannte ein Streit in Feldmeilen. Auf dem Gebiet Stöckenweid sollte die Konzernzentrale der Alusuisse gebaut werden. Damals engagierte sich ein junger Jurist erstmals polititsch: Christoph Blocher. Er und seine Mitstreiter gegen die Niederlassung der Alusuisse schafften es an einer denkwürdigen Gemeindeversammlung mit über 3000 (!) Stimmberechtigten, die Umzonung zu verhindern.

Lonza-Land - Lonza-Aktionär

In Feldmeilen erinnert man sich an diese Vergangenheit und hofft abermals auf Schützenhilfe. Denn Christoph Blocher ist Aktionär der Lonza Group AG, deren Tochterfirma Lonza Immobilien AG im Gebiet Büelen ein Stück Land besitzt, auf dem die Zürisee Golf AG gerne die weissen Bälle fliegen lassen möchte. Ob und wie Christoph Blocher sich in die Diskussion kraft seiner geschäftlichen Position hineinziehen lässt, ist ungewiss. Gegenüber der "ZSZ" äusserte der Nationalrat sich aber dezidiert: "Ich bin nicht für diesen Golfplatz."