Zürichsee Zeitung, 20. Dezember 2003, Titelseite

Schlechter Abschlag für Golfprojekt

Meilen/Herrliberg: Bericht der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel enthält viele Vorbehalte
Das Vorhaben der Zürisee Golf AG, am Pfannenstiel eine 18-Loch-Anlage zu bauen, erfährt einen ersten Rückschlag. Die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) rät den Initianten, ihr Projekt zu "überdenken".

Die ZPP ist Instanz zur Vorbereitung einer Änderung des regionalen Richtplans. Ihr Bericht zuhanden der DV im Frühling ist daher mitentscheidend für den weiteren Planungs-, Projektierungs- und Bewilligungsprozess der geplanten 18-Loch-Anlage oberhalb von Meilen und Herrliberg.

Belastend und einschränkend

Mit den eingeholten Meinungen der zwölf Regionsgemeinden (Bezirk Meilen und Egg), der Nachbarregionen, von Zürcher Vogelschutz und Pro Natura sowie der kantonalen Vorprüfung erstellte die ZPP nun ihren neunseitigen Bericht. Kurzfazit: Der Golfplatz würde die Landschaft belasten, sie kaum ökologisch aufwerten und das Erholungserlebnis für Nichtgolfer beeinträchtigen. (di)




Zürichsee Zeitung, 20. Dezember 2003, Seite 3

Schlechte Karten für Golfplatz

Bezirk Meilen: Planungsgruppe Pfannenstiel erteilt Golfplatzprojekt deutliche Absage
Lange hat sich der Zweckverband "Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel" (ZPP) mit einer Stellungnahme zum Golfplatzprojekt zurückgehalten. Ein Prüfungsbericht zur Machbarkeit eines Golfplatzes im oberen Teil der Gemeinden Herrliberg und Meilen spricht eine deutliche Sprache. Deshalb lehnt auch die ZPP das vorliegende Golfplatzprojekt ab.

Sibylle Chochard

Um das von der Zürichsee Golf AG initiierte Projekt eines Golfplatzes zu realisieren, muss Franz Scherrer, Projektleiter des umstrittenen Vorhabens, zuerst eine Änderung des regionalen Richtplans erreichen. Nun scheint das Projekt an dieser Hürde zu scheitern. Die ZPP hat zur grundsätzlichen Machbarkeit eines Golfplatzes an diesem Ort ein kantonales Gutachten in Auftrag gegeben.

Gründliche kantonale Vorabklärung

Es wurden aussergewöhnlich ausführliche Abklärungen getroffen. Die Ergebnisse wurden den betroffenen Parteien, unter anderen Franz Scherrer, und den direkt betroffenen Gemeinden Herrliberg und Meilen am 27. November vorgestellt. In den meisten Punkten - in erster Linie bei den Untersuchungen über Landwirtschaft, Landschaftsbild und Umweltverträglichkeit - machte der Kanton Vorbehalte. Die kantonalen Prüfungen kamen zum Schluss, dass die Erstellung einer Golfanlage an diesem Standort auf Grund der im Kanton Zürich üblichen Anforderungen an einen Golfplatz grundsätzlich nicht möglich ist.

Landschaftsschutz beachten

In ihrer Stellungnahme von gestern weist die Planungsgruppe darauf hin, dass nahezu keiner der untersuchten Punkte eine Richtplanrevision unterstützt. Aus der Stellungnahme geht hervor, dass die Gemeinden Küsnacht und Erlenbach bereits zum Schluss gekommen sind, dass kein genügender Bedarf für einen Golfplatz besteht. Auch der Zürcher Vogelschutz ist der Auffassung, dass im betroffenen Gebiet zu viel Fläche für die Erholungsuchenden verloren gehen würde.

Der Stellungnahme der ZPP ist weiter zu entnehmen, dass über die Wirtschaftlichkeit eines Golfplatzes in der Region zurzeit keine Aussagen gemacht werden können. Landschaftlich gesehen ist das Gebiet als empfindlich eingestuft, ein Golfplatz würde die Gegend nicht aufwerten, und gemäss dem regionalen Richtplan ist das Landschaftsbild zu bewahren.

Rückweisung zum Überdenken

Ein Golfplatz sei gemäss bisheriger kantonaler Praxis zwar zulässig, aber die Anforderungen an die Einpassung in die Landschaft seien sehr hoch. Im vorliegenden Projekt rage das Golfplatzgelände unzulässigerweise ins Landschaftsförderungsgebiet hinein. Ein Problem wären auch die Netze zum Schutz gegen fliegende Golfbälle. Sie sind unter dem Aspekt des Landschaftsbildes fragwürdig. Das 20-Millionen-Projekt ist gemäss ZPP nur mit sehr massiven Auflagen zu realisieren. Fazit: Die ZPP schliesst sich den kritischen bis mehrheitlich negativen Beurteilungen des Projekts durch die kantonalen Stellen an und empfiehlt der Zürichsee Golf AG, das Projekt "zu überdenken".

Machen Initianten weiter?

Bereits Ende November, als der Kopf des Projekts, Franz Scherrer, noch keine Kenntnis der kantonalen Vorprüfung hatte, war er auf das Szenario gefasst, dass er eventuell Auflagen zu erfüllen haben würde. Ob er damit gerechnet hat, dass die Auflagen so hoch sein werden, wie es jetzt der Stellungnahme der ZPP zu entnehmen ist? "Falls nötig werde ich bei den einzelnen Ämtern intervenieren", sagte Scherrer im Vorfeld. Zurzeit weilt er in den Ferien in Thailand. Auch weitere am Projekt Beteiligte konnten gestern keine Angaben zum weiteren Vorgehen machen.

Nächste Versammlung im Juni 2004

ZPP-Präsident Max Baur, Gemeindepräsident Hombrechtikon, hält es für möglich, dass sich die "Golfplatzleute" vom Entscheid der ZPP nicht abschrecken lassen und eine Richtplanrevision weiterverfolgen werden. "Würde eine Initiative eingereicht", sagt Baur, "würde ich eine ausserordentliche Delegiertenversammlung schon vor dem geplanten Juni-Termin einberufen".

SVP gegen Golfplatz

Meilen: Die SVP Meilen hat dem Gemeinderat am 18. September 2003 eine Petition gegen das Golfplatzprojekt mit 493 Unterschriften eingereicht. Der Gemeinderat wird darin aufgefordert, zum Projekt Stellung zu nehmen und die Zürisee Golf AG anzuhalten, auf das Projekt zu verzichten. Eine gleich lautende Eingabe hat der Quartierverein Feldmeilen eingereicht, welcher sich auf eine Konsultativabstimmung im Rahmen einer Informationsveranstaltung vom 4. Juni 2003 bezieht. Bis jetzt hat Meilen nicht Stellung genommen. (sic)