Zürichsee Zeitung, 22. Januar 2004, Titelseite

Halber Platz - doppelte Chance?

Meilen/Herrliberg: Die Initianten für einen Golfplatz am Pfannenstiel geben trotz kritischem Bericht nicht auf
Einen Monat nach dem ziemlich abschlägigen Bericht der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) geht die Zürisee Golf AG in die Offensive. Die Initianten eines Golfplatzes oberhalb von Feldmeilen und Herrliberg wollen bis Ende Februar ein überarbeitetes Projekt vorlegen.

Die für eine Revision der regionalen Richtplanung als Vorinstanz zuständige ZPP hat in ihrem Bericht ("ZSZ" vom 20. Dezember) kein gutes Haar an der geplanten 18-Loch-Anlage gelassen. Sie empfahl deshalb den Initianten ihr Projekt zu "überdenken". Die von der ZPP zuvor eingeholten kantonalen und kommunalen Gutachten brachten Argumente gegen das Vorhaben zutage: Belastung der Landschaft, kaum ökologische Aufwertung. Beeinträchtigung eines Naherholungsgebietes für Nichtgolfer.

Golfer spielen Argumente zurück

Gestern nahm die Zürisee Golf AG mit Sitz in Kilchberg Stellung zum ZPP-Bericht. In allen Punkten, bei denen das Golf-Prokelt bemängelt oder kritisiert worden war, finden die Initianten Rechtfertigungen und Gegenargumente. In einigen Passagen schlägt die Zürisee Golf AG den Ball zurück, indem sie den Kritikern vorwirft, sich "Klischees" zu bedienen. Dennoch sind sich die Initianten bewusst, dass eine reine Widerlegung aller kritischer Punkte für einen Meinungsumschwung nicht reichen könnte. Deshalb hält sich die Zürisee Golf AG ausdrücklich die Option offen, als Resultat eines zu "überdenkenden Projektes" eine Neun-Loch-Anlage zu präsentieren.

Ob der halbe Platz die Kritik halbiert und die Realisierungschancen verdoppelt, ist jedoch ingewiss. Die Opposition aus Naturschutzverein, Quartierverein Feldmeilen und Bürgerforum Fokus hat gestern bereits ihren ungebrochenen Sillen zum Widerstand bestätigt. (di)




Zürichsee Zeitung, 22. Januar 2004, Seite 3

Allenfalls nur mit neun Löchern

Meilen/Herrliberg: Die Initianten des Golfplatzes am Pfannenstiel geben nicht auf
Die Zürisee Golf AG will an ihren Plänen für einen Golfplatz zwischen Meilen und Herrliberg festhalten. Dies hält die Gruppe von Initianten fest, nachdem der Vorstand des Zweckverbands Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) geraten hatte, das Projekt zu überdenken.

Regina Ryser

Die Zürisee Golf AG lanciert entgegen der Empfehlung der ZPP einen Antrag auf Revision der Richtplanung mittels des politischen Instruments der Initiative. So will sie erreichen, dass Landwirtschaftsgebiet in Erholungsgebiet umgewandelt wird. Dies wäre für das Projekt notwendig, da das Gebiet des geplanten Golfplatzes als Landwirtschaftsgebiet ausgewiesen ist. Damit eine Anlage gebaut werden kann, muss das entsprechende Gebiet im Richtplan aber als Erholungsgebiet C ausgewiesen sein. Auf der Stufe Richtplanung ist die Delegiertenversammlung der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) zuständig. Erst anschliessend folgt die Ausscheidung einer kommunalen Erholungszone mit Gestaltungsplan und sodann eine baurechtliche Genehmigung.

Widersprüchliche Aussagen

Die meisten Punkte, die in der Stellungnahme der ZPP vom 16. Dezember 2003 als Einwände gegen das Golfprojekt vorgebracht werden, könnten widerlegt werden, schreibt die Zürisee Golf AG in ihrer gestern veröffentlichten Stellungnahme. Dem Argument, das Golfprojekt würde die Landschaft stark belasten, entgegnen die Initianten: «Das Projekt sieht einen schonenden Umgang mit der Landschaft vor. Abgesehen von einer Ausnahme sind keine grossen Erdbewegungen nötig sowie keine orts- oder landschaftsuntypische Anpflanzungen vorgesehen.»

Das Wanderwegnetz bleibe erhalten und werde sogar verbessert und ausgebaut, schreibt die Zürisee Golf AG. Zudem sei das Gebiet heute keine öffentlich nutzbare Allmend, sondern vollumfänglich privatrechtlich genutztes Landwirtschaftsgebiet. Die Bevölkerung habe deshalb heute formell keine rechtlichen Ansprüche auf das Gebiet als Erholungsgebiet ausserhalb der Wege. Mit dem Golfprojekt würden diese Ansprüche der Erholungssuchenden an das Gelände im Sinne einer Allmend langfristig gesichert, ohne die öffentliche Hand.

9 statt 18 Löcher

«Allgemein wurde bemängelt, dass zu viel Fläche gebraucht wird. Wir wollen auf diese Kritik eingehen», sagt Franz Scherrer, der Projektleiter der Zürisee Golf AG. Die Unternehmung überlege sich, die Situation mit weniger Löcher zu entschärfen, das heisst statt 18 nur 9 Löcher. «Eine Reduktion macht aber nur dann Sinn, wenn das veränderte Golfprojekt von allen Parteien unterstützt wird», räumt Scherrer ein. Bis Ende Februar soll festgestellt werden, was die Golfbegeisterten sowie die Gegner von der Idee des 9-Loch-Platzes halten. Der Entscheid für die Anlage neu mit 9 Löchern ist jedoch noch nicht gefallen.

Ein Garant für grünes Land?

Zwischen Feldmeilen und Meilen sei das Siedlungsband, das sich von Zürich her dem See entlang erstreckt, zum ersten Mal vom Trenngebiet Feldmeilen?Rain optisch unterbrochen. Im Bereich der Hangkante reiche das geplante Golfplatzareal in dieses Trenngebiet hinein, heisst es in dem Schreiben der ZPP. Die Zürisee Golf AG entgegnet: Das Golfplatzareal reiche nicht in dieses Trenngebiet, sondern an die Grenze. Zudem gelte festzuhalten, dass gerade das Siedlungsband unterbrochen sei, der Baudruck auf dieses Gebiet in den nächsten Jahren aber steigen werde. Das Golfprojekt wäre ein Garant dafür, dass dieses Gebiet für die nächsten 70 Jahre grün bleibe.

«Gelände prädestiniert für Golfspiel»

Aufgrund teilweise ungünstiger Topografien seien für einen Golfplatz grössere Terrainveränderungen notwendig, kritisiert ZPP weiter. Die Zürisee Golf AG schreibt dazu: «Das Gelände des Golfperimeters ist geradezu prädestiniert für das Golfspiel.» Aus diesem Grund seien abgesehen von einer einzigen Stelle keine grösseren Terrainveränderungen nötig. Der Golfplatz könne zu 95 Prozent der natürlich vorgegebenen Topografie des Geländes folgen.

Es sei zudem kein Problem, einen Golfplatz wieder in Landwirtschaftsland zurückzuführen. Die Rückbaubarkeit sei auch nicht sachlich umstritten. Korrekt sei, dass in der Schweiz Erfahrungswerte fehlen, da es seit der Zeit des Golfbaues noch keinen solchen Fall gegeben hätte.

Schönste Golfanlage Europas

Anfang 2000 hatten die ursprünglichen Initianten die Zürisee Golf AG gegründet und wollten im Raum Toggwil bei Meilen ein Golfzentrum mit einem 18-Loch-Championship-Platz, einer Golfschule und einem 9-Loch-Übungsplatz erstellen. Obwohl es bis im Frühling 2002 gelungen war, Pachtrechtsverträge über 80 Hektaren Land abzuschliessen, entschlossen sich die Initianten, das Projekt zu sistieren, weil sich ihre Vision von der «schönsten Golfanlage Europas» nach etlichen Schwierigkeiten nicht in die Tat umsetzen liess.

Im Verlauf des Jahres 2002 hat sich eine neue Trägerschaft für das Projekt gefunden, die den Faden nochmals aufnahm. Voraussetzung für die Realisierung des Platzes ist ein Eintrag im regionalen Richtplan als «besonderes Erholungsgebiet C, Golfplatz». Die ZPP hörte sich die Meinungen der Zweckverbandsgemeinden an. Die Projektunterlagen wurden zur Vorprüfung an die zuständige kantonale Stelle eingereicht. Am 16. Dezember 2003 riet die ZPP den Golfplatzinitiatoren, ihre Idee zu überdenken.

"Neun Löcher sind nur Salamitaktik"

Meilen: Das Festhalten der Zürisee Golf AG an den Plänen eines Golfplatzes am Pfannenstiel überrascht die Gegner nicht. Ein auf neun Löcher halbiertes Projekt stösst aber bei ihnen nicht auf halbierte Kritik: Die meisten Naturschutzforderungen blieben auch so unerfüllt, sagen sie.

"Wir haben damit gerechnet, dass die Initianten ihr Projekt weiterzuziehen versuchen", sagt Michiel Hartman. Die Aussicht, eine auf neun Löcher verkleinerte Anlage zu lancieren, hält der Präsident des Naturschutzvereins Meilen für "Salamitaktik". Er befürchtet einen späteren Zwang zum Ausbau, was bei einem schon bestehenden kleinen Platz wohl leichter durchzusetzen sei.

Halbes Projekt ist gleich halbe Kritik? "Das ist die Rechnung der Golf AG, tatsächlich bleiben auch bei neun Löchern von 16 Forderungen der Natur- und Heimatschutzkommission 14 unerfüllt", erklärt Hartmann.

Enttäuscht über "fehlendes Gehör"

"Wir wissen, dass Herr Scherrer ein heilloser Optimist ist", fügt der Präsident des Naturschutzvereins Meilen an. Umgekehrt werde man nicht aufhören Widerstand zu leisten. Enttäuscht ist Michiel Hartman nur über das fehlende Gehör der Zürisee Golf AG. "Wenn die ZPP 'Überdenken des Projekts' schreibt, heisst das nicht einfach nur 'Überarbeiten des Projekts', sondern das ist ein ziemlich klarer Hinweis auf eine Rückzugsempfehlung."

Auch für Walter Haab, Sprecher des Bürgerforums Fokus, steht die Position fest: "Eine Teilrevision des Richtplans zugunsten eines Sportplatzes in unserem Naherholungsgebiet ist und bleibt undenkbar. Franz Scherrers wortreiche und verächtliche Argumentation gegen die fachlich hochwertigen und seriösen Beurteilungen der kantonalen und regionalen Planungsexperten kommentieren wir nicht. Die Grösse eines Golfplatzes oder seine Anzahl Löcher interessiert uns nicht. Die Arbeit der Planungsbehörden hat grundsätzliche Bedeutung für uns im Bestreben, unsere Landschaft zu erhalten."

Bedeutung für Sportler angezweifelt

Eine 9-Loch-Variante werde von den lokalen Gegnern intensiv bekämpft, da erfahrungsgemäss diese Anlagen aus wirtschaftlichen Gründen baldmöglichst auf 18 Löcher ausgebaut werden sollten. "Wir tolerieren keine Schlupfloch-Varianten baufreudiger Privater", sagt Walter Haab.

Eine 9-Loch-Anlage bedeute in der Sportwelt nichts und würde kaum Mitgliederinteressen wecken, vermuten die Golfplatz-Gegner aus Meilen. Eine solche Anlage könne deshalb nicht wirtschaftlich betrieben werden, und das Risiko bleibe letztlich am Meilemer Steuerzahler hängen. (di/rry)




"Zwängerei" kostet Steuergelder

Meilen/Herrliberg: Stellungnahme der Gegner eines Golfplatzes am Pfannenstiel
Drei Gruppierungen bilden in Meilen die organisierte Opposition gegen das Projekt eines Golfplatzes am Pfannenstiel. Deren Vertreter Kathrin Wegmann (Quartierverein Feldmeilen), Michiel Hartman (Naturschutzverein Meilen) und Walter Haab (Bürgerforum Fokus) haben das kurz vor Weihnachten von der Zürcher Palnungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) veröffentliche Gutachten analysiert und nehmen dazu Stellung.

Die kantonale Vorprüfung für eine Teilrevision des regionalen Richtplanes Pfannenstiel wurde im Oktober 2003 abgeschlossen. Der Kantonsplaner kommt zum Schluss: "...dass die Erstellung einer Golfanlage auf dieser exponierten und äusserst vielseitig beanspruchten Geländeterrasse auf Grund der sonst im Kanton Zürich üblichen Anforderungen an einen Golfplatz grundsätzlich möglich ist".

Nur mit Initiative möglich

Die klare Haltung des ALN (Amt für Landschaft und Natur) in der Volkswirtschaftsdirektion und die zusammenfassende Stellungnahme des ARV (Amt für Raumplanung und Vermessung) in der Baudirektion sowie die ausführliche Zusammenfassung der Argumente aller Beteiligten durch den ZPP-Vorstand lassen kaum erwarten, dass der Regierungsrat im beliebten und viel benützten Naturerholungsgebiet der Einwohnerinnen und Einwohner von Meilen und Herrliberg einen Golfplatz bewilligen wird.

Der ZPP-Vorstand hat an der Vorstandssitzung vom 8. Dezember auf der Basis der klaren planerischen Vorgaben des Kantons beschlossen, das Projekt nicht weiter zu behandeln. Die Golf-Promotoren wissen seit der Besprechung vom 27. November mit Vertretern des Kantons, der Gemeinden Meilen und Herrliberg sowie der ZPP, dass sie nur mittels einer Initiative die notwendige Teilrevision des regionalen Richtplanes "Pfannenstiel" weiterverfolgen können.

Bedingung verunmöglicht Projekt

Der Gemeinderat von Meilen hat wiederholt dokumentiert, dass die Golf-Promotoren für dieses Unterfangen den "behördlichen Segen der Standortgemeinden" nicht erhalten. Es wurden im Gegenteil, in Anlehnung an das Leitbild der Gemeinde Meilen, Auflagen formuliert, die sich weitgehend mit den harten Richtlinien und Auflagen der Natur- und Heimatschutzkommission decken. Diese Bedingungen verunmöglichen praktisch die Realisierung eines Golfprojektes im Naherholungsgebiet von Meilen. Die Tatsache, dass die Golfpromotoren in Kenntnis aller Argumente eine Initiative für die Teilrevision des regionalen Richtplanes anstreben, macht heute das Unternehmen zu einer "Zwängerei". Das Verfahren wird weiterhin Steuergelder für ein privates Projekt verschlingen. Naturschutz, Quartierverein und Fokus sind jedoch zuversichtlich, dass sich die 24 Delegierten aus den zwölf Verbandsgemeinden der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel ihrer Verantwortung für die Landschaft bewusst sind und ihre Verpflichtung wahrnehmen gegenüber der Leitidee "Rücksichtsvoller Umgang mit der Landschaft" des regionalen Richtplanes.

Unmut in der Bevölkerung

Das Ansinnen auf eine Umzonung einer Million Quadratmeter für einen privaten Golfplatz im Naherholungsgebiet bewegt die Bürger und Bürgerinnen. Der Quartierverein Feldmeilen orientierte frühzeitig über das geplante Golfprojekt und ermittelte die ablehnende Haltung der Bevölkerung mittels einer Konsultativabstimmung. Im Verlauuf des Herbstes dokumentierten Fokus Meilen mit einem Aufruf an die Landeigentümer und eine SVP-Petition an den Gemeinderat den Unmut vieler Einwohnerinnen und Einwohner im Pfannenstielgebiet.

Die qualitative Arguemntation des Naturschutzvereins Meilen und der engagierten Naturschutzorganisationen überzeugt ebenso wie die Haltung der kantonalen und regionalen Planungsexperten. (nsm/qvfm/f)