Zürichsee Zeitung, 12. Mai 2004, Titelseite

Warten auf den Initiativ-Abschlag

Meilen: Zürisee Golf AG hofft auf besseres "Golf-Klima" im Kanton
Heute vor einem Jahr präsentierte die Zürisee Golf AG (Meilen) ihr Projekt eines 18-Loch-Platzes in Feldmeilen und Herrliberg. Das Vorhaben geriet im Herbst ins Stocken. Nicht zuletzt die kritische Haltung von den kantonalen Ämtern zwingt die Initianten zum Abwarten.

Die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstiel (ZPP) als zuständiges Organ für den regionalen Richtplan empfahl kurz vor Weihnachten ein "Überdenken" des Projektes. Diese diplomatische Umschreibung für "chancenlos" fusste auf den Gutachten mehrerer kantonaler Ämter. Diese machten punkto Landwirtschaft, Landschaftsbild und Umweltverträglichkeit Vorbehalte.

Mönchaltorf entscheidet mit

Die Zürisee Golf AG versprach im Januar tatsächlich ihr Projekt zu überdenken. Auch eine verkleinerte Variante von einem 9-Loch-Platz werde evaluiert. Diese Entscheidung ist noch nicht gefallen. Hingegen hängt vieles vom politischen Klima in Sachen Golfplatz ab, wie Franz Scherrer, Projektleiter der Zürisee Golf AG sagt.

Konkret: Nachdem die Zürcher Baudirektorin ein (negatives) Machtwort zum Golfplatz in Mönchaltorf gesprochen hat, werde dort nun wieder mit dem Kanton verhandelt. Für das Projekt in Feldmeilen/Herrliberg bedeutet dies, abwarten und sich in Geduld üben. Das Abwarten gilt auch für eine gemäss Scherrer "startklare" Initiative. Mit 1000 Unterschriften von Stimmberechtigten aus den zwölf ZPP-Gemeinden könnte die Zürisee Golf AG direkt einen Antrag zur Revision des regionalen Richtplans stellen. (di)




Zürichsee Zeitung, 12. Mai 2004, Seite 3

Nicht mit der Brechstange erzwingen

Meilen: Zürisee Golf AG muss sich in Geduld üben - Warten auf Klimawechsel im Kanton oder Initiative lancieren
Am 23. Juni hält die Zürcher Planungsgruppe Pfannenstil ZPP ihre Delegiertenversammlung ab. Eigentlich hätte dann die Zürisee Golf AG ihren Antrag zur Änderung des regionalen Richtplans und zum Bau eines 18-Loch-Platzes oberhalb von Feldmeilen und Herrliberg vorbringen wollen. Davon ist derzeit keine Rede. Die Initianten sind vielmehr auf die Warteposition versetzt worden.

Christian Dietz-Saluz

Am 12. Mai 2003 präsentierte die Zürisee Golf AG im Schützenhaus Meilen der Öffentlichkeit ihr Projekt. Genau ein Jahr später scheint sich nichts bewegt zu haben. In der Meilemer Büelen wächst der Raps, die Schützen sind weiterhin alleinige Hausherren in ihrem Stand, weit und breit kein "Clubhouse" für Golfer. Auch nach dem Abschlag-Übungsplatz um sich vor Ort von der Faszination Golfsport anstecken zu lassen, sucht man vergeblich. So sieht es vor dem Vorhang aus. Hinter den Kulissen lief und läuft hingegen viel mehr.

Überdenken empfohlen

Wieviele der geplanten 83 Hektar grossen Anlage die Initianten von den Meilemer Bauern zugesichert erhielten, ist unbekannt. Aber der gesetzliche Weg wurde im Zeitplan eingeschlagen. Der heisst: Antrag auf Änderung des regionalen Richtplans zuhanden der ZPP. Die ZPP holte im Herbst im Rahmen einer inoffiziellen Vorprüfung Gutachten ein - von den ZPP-Gemeinden (elf Gemeinden des Bezirks Meilen plus Egg), Nachbarregionen, Zürcher Vogelschutz, Pro Natura sowie von kantonal relevanten Ämtern.

Das Fazit war ernüchternd. Die ZPP empfahl nämlich aufgrund der teilweise massiven Vorbehalte der kantonalen Ämter und einiger Gemeinden "ein Überdenken" des Projekts. Sie entschied deshalb, den Antrag auf Revision des Richtplans nicht von sich aus an die Hand zu nehmen, sondern auferlegte den Initianten die Pflicht, eine Initiative mit 1000 Unterschriften einzureichen, um das Verfahren offiziell zu eröffnen

"Politische Abneigung"

"Wir sind immer noch am Überdenken", sagt Franz Scherrer. Der Projektleiter der Zürisee Golf AG nennt einen zweiten, wesentlichen Grund. Baudirektorin Dorothée Fierz gab einem Golfprojekt in Mönchaltorf einen ziemlich schroffen Korb. Offenbar sitzt man in der nördlichen Pfannenstielgemeinde aber jetzt wieder mit dem Kanton am Tisch und sucht eine Kehrtwende von der "grundsätzlich politschen Abneigung des Kantons gegen Golfplätze", wie es Franz Scherrer bezeichnet.

"Es hat daher keinen Sinn, mit einem überdachten Projekt vorzuprellen, solange das Klima im Kanton so negativ ist", spricht sich Scherrer für Zurückhaltung aus. Würde jetzt Druck ausgeübt, könnte das kontraproduktiv sein.

Initiative als Pfeil im Köcher

"Zuerst müssen wir die Mönchaltorfer machen lassen", bittet er deshalb um Geduld. "Ausser man spielt auf Zeit", hält er die Initiative zur Unterstützung des Golfplatzes am Pfannenstiel einem Pfeil im Köcher gleich bereit. "Den Initiativbogen haben wir schon entworfen und zur formalen Prüfung bei den entsprechenden Amtsstellen eingereicht", erzählt Franz Scherrer.

1000 Unterschriften von Stimmberechtigten aus den zwölf ZPP-Gemeinden braucht es. In Anbetracht der rund 800 im Bezirk Meilen lebenden (von insgesamt 1200) Mitgliedern des Fördervereins eines Golfplatzes am Pfannenstiel scheint diese formelle Unterstützung relativ einfach und rasch machbar. "Ja, das sollte kein Problem sein", glaubt auch Mitinitiant Scherrer. Bis Mitte Juni will er aber auf die Verhandlungsresultate in Mönchaltorf warten und "auf neue, andere Signale der kantonalen Stellen".

Juni 2005

Mit einer erfolgreichen Initiative wäre das Gras zur Änderung des Richtplans aber noch lange nicht so glatt geschnitten wie im Green der Golfer notwendig. Denn nach Zustandekommen der Initiative würde die ZPP wiederum Gutachten einholen und schliesslich ihre Empfehlung zur Delegiertenversammlung im Juni 2005 bekannt geben. "Zeit lassen, nicht stressen", hält Franz Scherrer für die klügste Taktik. Andererseits ist er sich der Verantwortung der Zürisee Golf AG bewusst - gegenüber Grundeigentümern, Investoren und dem Fördervereinsmitgliedern.

Unerwartet früher Widerstand

Aber auch die Region Pfannenstiel habe ein Anrecht auf Entscheidungen. "Das ist ein Spagat - wir wollen die Region nicht im Ungewissen lassen und gleichzeitig nicht etwas mit der Brechstange erzwingen", bittet er um Verständnis.

Ernüchterung ob des langwierigen Prozesses? "Nein, wir haben uns da keine Illusionen gemacht", erklärt der Projektleiter der Zürisee Golf AG. Was ihn und seine Mitinitianten aber erstaunt: "Früher begann der Widerstand erst mit den Anträgen zur Nutzungsplanung, heute kommt der Gegenwind sofort bei der Richtplanung, damit haben wir nicht gerechnet".


Petition liegt auf Eis

Meilen: Neben der Frage, ob die Zürisee Golf AG eine Initiative zur Unterstützung ihres Projektes lanciert, ist noch die Alternative " halbierter Golfplatz" hängig. Denn ob es als Kompromiss eine 9-Loch-, statt einer 18-Loch-Anlage geben könnte, hat die Zürisee Golf AG noch nicht befunden.

Hingegen liegt im Gemeindehaus Meilen seit 18. September eine Petition mit 493 Unterschriften. Die SVP Meilen fordert darin den Gemeinderat Meilen auf, Stellung zum Projekt zu beziehen - und zwar abschlägig. Wie SVP-Ortspräsident Oliver Spiess auf Anfrage bestätigte, liege die Petition "auf Eis bis die Golfplatz Initianten aktiv werden". (di)